Dieses Kapitel gibt einen Überblick über den Aufbau eines Process Warehouse in PPM und erläutert anschließend jeweils kurz die einzelnen Schritte. Die notwendige Installation und Konfiguration des PPM-Systems wird als gegeben vorausgesetzt.
Der Aufbau eines Process Warehouse umfasst die folgenden Schritte:
Zunächst werden aus dem Quellsystem die Istdaten ausgelesen und dem weiteren Import in Form von Prozessfragmenten zur Verfügung gestellt.
Die Prozessfragmente werden importiert.
Im nächsten Schritt werden in allen importierten Daten die zu jeweils einem Geschäftsvorfall gehörenden Fragmente gesucht und zu einer Prozessinstanz zusammengeführt. Dabei werden Objektattribute an die Prozessinstanz kopiert. Beim Zusammenführen der Prozessfragmente können Informationen über die tatsächlichen Bearbeiter anonymisiert werden.
Anschließend werden die generierten Prozessinstanzen klassifiziert: Gleichartige Prozessinstanzen werden Prozesstypen zugeordnet, welche wiederum zu Prozesstypgruppen zusammengefasst werden.
Für jede Prozessinstanz werden die definierten Kennzahlen berechnet und in Info Cubes performant abgelegt.
Planwertüberschreitungen werden überprüft und gegebenenfalls signalisiert.
Beim Aufbau des Process Warehouse werden somit aus Transaktionsfolgen und Belegflüssen der Quellsysteme Prozessfragmente erzeugt und zu Prozessinstanzen zusammengeführt. Diese Prozessinstanzen dienen als Bezugsobjekte für Analysen und Auswertungen der Prozessleistung. Sie können in PPM als Prozessmodelle angezeigt werden.
Als Darstellung für eine Prozessinstanz wird die Ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK) verwendet, die aus einer Verkettung von Objekten besteht. Sowohl die Objekte als auch die Prozessinstanz selbst können Attribute tragen, in denen die Instanzdaten gespeichert sind. Anhand dieser Daten werden die Prozessinstanzen typisiert und die Kennzahlen berechnet. Die berechneten Kennzahlen werden wiederum in Attributen der Objekte und der Prozessinstanzen gespeichert. Damit sind die Attribute die eigentlichen Informationsträger des PPM-Systems. Die verfügbaren Attribute werden in der PPM-Konfiguration definiert. Die Konfiguration setzt sich aus Standardattributen, wie z. B. Prozessidentifizierer und Endzeit sowie frei definierbaren, systemspezifischen Attributen zusammen.
Exkurs EPK:
Eine ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK) ist ein von Prof. Scheer entwickelter Modelltyp zur grafischen Beschreibung des zeitlich-logischen Ablaufs eines Leistungserstellungsprozesses. Sie beruht auf folgenden Annahmen:
Jede Aktivität innerhalb eines Prozesses wird durch eine betriebswirtschaftlich relevante Zustandsänderung eines Informationsobjekts bewirkt. Jede Aktivität kann als Ergebnis eine betriebswirtschaftlich relevante Zustandsänderung eines Informationsobjektes mit sich bringen.
Der Zustand eines betriebswirtschaftlich relevanten Informationsobjekts wird grafisch durch ein Objekt des Typs Ereignis beschrieben.
Zur grafischen Darstellung von Aktivitäten werden Objekte des Typs Funktion verwendet. Durch Hintereinanderschalten von Ereignissen und Funktionen und das Verbinden dieser Objekte durch gerichtete Kanten wird der Kontrollfluss des Prozesses grafisch dargestellt.
Da ein Ereignis mehrere Funktionen auslösen und eine Funktion wiederum mehrere Ereignisse als Ergebnis haben kann, werden an solchen Verzweigungen Und-, Oder- bzw. Exklusiv-Oder-Verknüpfungen eingefügt. Sie verdeutlichen die logische Beziehung, die zwischen den aufeinanderfolgenden Objekten besteht.
Organisationseinheiten beschreiben die Gruppen von Bearbeitern, welche eine Funktion ausführen.