Beschreibungsebenen

Wie bereits erläutert wurde, wird die Ressourcensicht in ARIS durch ein Life-Cycle-Konzept der Beschreibungen eines Informationssystems aufgelöst.

Life-Cycle-Modelle in Form von Stufen- oder Phasenkonzepten beschreiben den Lebenslauf eines Informationssystems. Das Life-Cycle-Modell von ARIS hat jedoch nicht die Bedeutung eines Vorgehensmodells zur Entwicklung eines Informationssystems. Es definiert vielmehr unterschiedliche Beschreibungen, die sich in ihrer Nähe zur Informationstechnik unterscheiden.

Dabei unterscheidet ARIS die in der folgenden Abbildung gezeigte dreistufige Unterteilung (vgl. Scheer, Architektur integrierter Informationssysteme 1992, S. 16 f.).

Ausgangspunkt der Betrachtung ist die betriebswirtschaftliche Problemstellung. Die Beschreibung umfasst hier grobe Tatbestände, die sehr nahe an den fachlichen Zielsetzungen und der fachlichen Sprachwelt orientiert sind. Dabei werden auch die Möglichkeiten der Informationstechnik zur Unterstützung betriebswirtschaftlicher Prozesse und Entscheidungen mit einbezogen. Zur Darstellung werden deshalb auch nur halbformale Beschreibungsmethoden eingesetzt. Sie können aufgrund ihrer fehlenden Detailliertheit und des in der Fachwelt spezifischen Vokabulars nicht als Ausgangspunkt einer formalisierten Umsetzung in die Implementierung dienen.

Deshalb wird in einem Fachkonzept das zu unterstützende betriebswirtschaftliche Anwendungskonzept in einer soweit formalisierten Beschreibungssprache dargestellt, sodass es Ausgangspunkt einer konsistenten Umsetzung in die Informationstechnik sein kann. Dieser Vorgang wird auch als (semantische) Modellierung bezeichnet. Das Fachkonzept ist sehr eng mit der betriebswirtschaftlichen Problemstellung verbunden, wie es die Breite des Pfeils in der nächsten Abbildung ausdrückt.

Wird die Begriffswelt des Fachkonzeptes in die Kategorien der DV-Umsetzung übertragen, erreicht man die Ebene des DV-Konzeptes. Hier werden anstelle von fachlichen Funktionen die sie ausführenden Module oder Transaktionen definiert. Diese Ebene kann auch als Anpassung der Fachbeschreibung an generelle Beschreibungskonstrukte der Informationstechnik bezeichnet werden. Fachkonzept und DV-Konzept sind dabei nur lose gekoppelt. Ein DV-Konzept kann geändert werden, ohne dass dies Auswirkungen auf das Fachkonzept hat. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Fachkonzept und DV-Konzept isoliert voneinander entwickelt werden können. Vielmehr soll nach Abschluss der fachkonzeptionellen Beschreibungen der betriebswirtschaftliche Inhalt so festgelegt sein, dass rein DV-bezogene Argumente wie das Leistungsverhalten eines Informationssystems keinen Einfluss auf die Fachinhalte nehmen.

Auf der Ebene der Implementierung wird das DV-Konzept auf konkrete hardware- und softwaretechnische Komponenten übertragen. Hiermit wird die Verbindung zur Informationstechnik hergestellt.

Die Beschreibungen sind durch unterschiedliche Änderungszyklen gekennzeichnet. Die Änderungsfrequenz ist auf der Ebene der Fachkonzepte am geringsten, auf der Ebene der Implementierung am höchsten.

Die Ebene der Implementierung ist eng an die Entwicklung der Informationstechnik gekoppelt und erfährt deshalb durch deren schnelle Innovationszyklen ebenfalls ständige Änderungen.

Die Ebene des Fachkonzeptes ist von besonderer Bedeutung, da sie einmal Träger des langfristig geltenden betriebswirtschaftlichen Anwendungskonzeptes ist und gleichzeitig den Ausgangspunkt für die weiteren Generierungsschritte zur Umsetzung in die technische Implementierung darstellt. Fachkonzepte besitzen die größte Lebensdauer und dokumentieren durch ihre enge Nähe zur betriebswirtschaftlichen Problemstellung auch den fachlichen Nutzen des Informationssystems. Aus diesem Grunde steht die Sicht der Entwicklung von Fachkonzepten oder semantischen Modellen im Vordergrund. Die semantischen Modelle bilden die Verbindung zwischen dem Anwender und der ersten Umsetzung seiner Problemstellung in eine DV-nahe Sprache.

Beschreibungen eines Informationssystems

Mit der Sichtenbildung und den Beschreibungen einschließlich der betriebswirtschaftlichen Ausgangslösung ist das ARIS-Konzept entwickelt. Jede der Beschreibungssichten wird, wie in der folgenden Abbildung gezeigt, in den drei Ebenen Fachkonzept, DV-Konzept und Implementierung beschrieben.

ARIS-Konzept

Mit dem entwickelten ARIS-Konzept liegen nun die Beschreibungsfelder, definiert durch die Beschreibungssichten und -ebenen der Architektur fest. Es ergeben sich somit einschließlich der als Ausgangspunkt der Betrachtung dienenden betriebswirtschaftlichen Problemstellung dreizehn Komponenten. Für jedes Betrachtungsfeld gilt es nun, die geeigneten Beschreibungsmethoden auszuwählen und zu erläutern.

Als Auswahlkriterien der Methoden gelten hierbei (vgl. Scheer, Wirtschaftsinformatik 1994, S. 18):

Die einzelnen Methoden der Beschreibungsfelder werden nachfolgend beschrieben.