Business Process Model and Notation (BPMN) sieht zur Prozessbeschreibung den Modelltyp Business process diagram (BPD) vor. Dieses Modell bildet drei Klassen von Geschäftsprozessen und deren Beziehung untereinander ab:
Private Business Processes sind Geschäftsprozesse, die nur innerhalb einer Organisation ablaufen. Sie sind allgemein bekannt unter dem Namen Workflow oder BPM-Prozesse.
Verschiedene interne Geschäftsprozesse werden als Sequence flow innerhalb der Grenzen von einzelnen Pools (siehe Kapitel Realisierung der BPMN in ARIS) modelliert, deren Interaktion untereinander mittels Message flow dargestellt wird.
BPMN verwendet anstelle des Begriffs Kontrollfluss die Begriffe Sequence flow und Message flow, da nicht nur die Ereignisse den Prozess steuern, sondern auch die ausgetauschten Nachrichten.
Abstract Business Processes beschreiben Interaktionen zwischen Private Processes unterschiedlicher Pools, zwischen Objekten verschiedener Pools oder Kombinationen aus beiden. Hier ist - neben dem Sequence flow innerhalb des Private Process - der Message flow zwischen den einzelnen Prozessen von besonderer Bedeutung. Die Interaktionen werden über Message flows modelliert.
Abstract Business Processes sind in einzelne Pools eingebunden und können separat oder innerhalb eines ganzen BPMN-Diagramms modelliert werden. Wenn ein Abstract Business Process im gleichen Modell erscheint wie sein entsprechender Private Business Process, können sie miteinander assoziiert werden.
Collaboration Processes beschreiben ausschließlich die Interaktionen zwischen zwei oder mehreren Business Entities (Geschäftspartnern). Dabei wird eine Abfolge von Aktivitäten modelliert, die das Nachrichtenaustauschmuster zwischen den verschiedenen Geschäftspartnern beschreibt. Der Sequence flow spielt dabei keine Rolle mehr.
Relevante Sprachen für Collaborations sind beispielsweise bXML BPSS, RosettaNet, W3C Choreography Working Group. Die Mapping-Spezifikation ist für weitere Versionen der BPMN-Spezifikation geplant.
Collaboration Processes können in Pools eingebunden werden. Die Interaktionen der beteiligten Partner werden in einzelnen Lanes beschrieben. Die Prozesse können auf diese Weise separat oder innerhalb eines umfassenden BPMN-Diagramms modelliert werden. Wenn eine Collaboration im gleichen Diagramm erscheint wie einer ihrer internen Prozesse, können Aktivitäten, die in beiden gebräuchlich sind, miteinander assoziiert werden.
Aus diesen drei Prozessklassen können wiederum verschiedene Arten von Geschäftsprozessen abgeleitet werden:
Folgende Abbildung zeigt beispielhaft ein BPMN Collaboraton Diagram mit zwei Geschäftspartnern, denen ein eigener Prozess zugeordnet ist. Beide Detailprozesse bestehen aus einem Startereignis, Aktivitäten, Sequence flow-Kanten und einem Endereignis. Zwischen den Aktivitäten der beiden Detailprozesse sind Message flow-Kanten modelliert.
Da innerhalb eines BPMN Collaboraton Diagram Prozesse mehrerer Geschäftspartner dargestellt werden können und jeder Geschäftspartner eine andere Sicht auf den gleichen Prozess hat, ist es sinnvoll einen "Standpunkt" (Point of view) anzugeben. Die BPMN schreibt nicht vor, wie der Standpunkt in einem BPMN Collaboraton Diagram hervorgehoben wird. Am einfachsten ist es, die Namen der zugeordneten Business Entities (Geschäftspartner) im Attribut Beschreibung/Definition zu pflegen (vgl. Abbildung).