Das DV-Konzept der Funktionssicht beinhaltet die Festlegung der Anwendungssystem- und Modultypen, den modularen Aufbau des Anwendungssystemtyps, den Entwurf einzelner Transaktionsschritte und die Definition der Ein- und Ausgabepräsentationen in Form von Listen- und Maskenentwürfen.
Zentrale Fragestellungen, die mit der Festlegung des DV-Konzepts der Funktionssicht beantwortet werden, sind:
Der zentrale Objekttyp des DV-Konzeptes der Funktionssicht ist somit der Anwendungssystemtyp.
Im Gegensatz zu einem konkreten Anwendungssystem, das erst auf der Implementierungsebene der Funktionssicht betrachtet wird und ein einzelnes z. B. durch eine Lizenznummer im Unternehmen identifizierbares Anwendungssystem darstellt, entsteht ein Anwendungssystemtyp durch Typisierung aller Anwendungssysteme, die sich auf exakt der gleichen technologischen Basis befinden.
Ein Anwendungssystemtyp stellt die Typisierung einzelner Anwendungssysteme dar, die sich auf exakt der gleichen technologischen Basis befinden.
Beispiel: ARIS Architect stellt einen Anwendungssystemtyp dar. Von diesem Anwendungssystemtyp kann man mehrere Lizenzen und damit mehrere einzelne Anwendungssysteme erwerben.
Anwendungssystemtypen werden grafisch wie folgt dargestellt:
Anwendungssystemtypen sind meist modular aufgebaut. Das Anwendungssystemtypdiagramm ermöglicht die Darstellung dieses modularen Aufbaus. Die einzelnen Teile eines Anwendungssystemtyps sind Modultypen. Diese Abbildung zeigt hierzu ein Beispiel:
ARIS Architect setzt sich in obigem Beispiel aus den Modultypen Explorer, Modell, Matrixeditor, Administration und Skripteditor zusammen. Wie schon bei den Anwendungssystemtypen handelt es sich auch bei den Modultypen um die Typisierung einzelner Module, die sich auf exakt der gleichen technologischen Basis befinden. Modultypen sind Bestandteile von Anwendungssystemtypen. Sie stellen für sich alleine ablauffähige Komponenten dar.
Ein Modultyp ist ein für sich alleine ablauffähiger Bestandteil eines Anwendungssystemtyps. Modultypen stellen die Typisierung einzelner Module dar, die sich auf exakt der gleichen technologischen Basis befinden.
Anwendungssystemtypen und Modultypen sind beliebig hierarchisierbar. Modultypen können auf der untersten Stufe in DV-Funktionstypen unterteilt werden.
DV-Funktionstypen sind im Sinne einer Transaktion die kleinsten Einheiten eines Modultyps. Sie werden durch einzelne Programmteile realisiert und müssen zur Bearbeitung eines einzelnen Arbeitsschrittes immer vollständig durchgeführt werden.
Das Anwendungssystemtypdiagramm erlaubt auch die Festlegung der Funktionen des Fachkonzeptes, die durch die definierten Anwendungssystemtypen und Modultypen unterstützt werden. Diese Zuordnung bildet das Bindeglied zwischen Fachkonzept und DV-Konzept der Funktionssicht. Diese Abbildung zeigt hierzu ein Beispiel:
Zur genaueren Bestimmung der technologischen Basis von Anwendungssystemtypen und Modultypen können diesen auch die möglichen Typen von Benutzeroberflächen, Datenbankmanagementsystemen und Betriebssystemen, unter denen sie laufen, sowie die Programmiersprachen, mit denen sie realisiert sind, zugeordnet werden. Da es sich um Typen und nicht um konkrete Exemplare handelt, ist eine Mehrfachbeziehung durchaus möglich. So kann einem Anwendungssystemtyp die Benutzeroberfläche Windows 7 und Windows 8 zugeordnet sein, was bedeutet, dass die Version des Anwendungssystemtyps unter beiden Benutzeroberflächen lauffähig ist. Erst bei der Zuordnung der Benutzeroberfläche zu einem konkreten Exemplar (also einem Anwendungssystem) in der Implementierungsebene der Funktionssicht ist eine eindeutige Beziehung notwendig. Diese beschreibt dann genau die Konfigurierung der einzelnen Lizenz des Anwendungssystemtyps, die vom Unternehmen erworben wurde.
Ein Beispiel für die möglichen Zuordnungen im Anwendungssystemtypdiagramm zeigt diese Abbildung.
Die Bearbeitung einer fachlichen Funktion mit Unterstützung eines Anwendungssystems führt zur Benutzung unterschiedlicher Bildschirmmasken und zur Erzeugung oder Verwendung unterschiedlicher Listen, die vom entsprechenden Anwendungssystem angeboten werden. Zur Darstellung dieses Sachverhalts stehen die Objekte Liste und Maske zur Verfügung, die entweder der fachlichen Funktion oder den Anwendungssystemtypen und Modultypen zugeordnet werden können.
Sollen zunächst allgemeine Ablauffolgen definiert werden, ohne Bezug auf konkrete Anwendungssystemtypen, so können zur Spezifikation der benötigten Masken und Listen auch die Objekte Listenentwurf und Maskenentwurf verwendet werden. Beide Objekttypen spezifizieren zunächst allgemein, welche Art von Liste oder Maske verwendet werden soll (Beispiel Eingabe Kundendaten) ohne einen konkreten Bezug zu Listen oder Masken eines Anwendungssystemtyps herzustellen. Danach können diese Listen- und Maskenentwürfe mit konkreten Listen und Masken verbunden werden. Die Zuordnung definiert dabei die zur Verfügung stehenden Realisierungsmöglichkeiten. Ein Beispiel zeigt die folgende Abbildung.
Eine Zusammenfassung der im Anwendungssystemtypdiagramm vorhandenen Objekttypen und Beziehungen befindet sich im Handbuch ARIS-Methode – Tabellen (Datei ARIS-Methodentabellen.pdf) auf Ihrem Installationsmedium.