Funktionen können auf unterschiedlichen Verdichtungsstufen beschrieben werden. Oberste Verdichtungsstufe sind Funktionsbündelungen in Form von Geschäftsprozessen oder Vorgangsketten. Beispiel hierfür ist die Bearbeitung eines Kundenauftrags von der Bearbeitung der Kundenanfrage bis zum Versand. Ein solcher Geschäftsprozess stellt somit eine komplexe Funktion dar, die zur Reduzierung der Komplexität in Teilfunktionen zerlegt werden kann. Der Begriff Funktion kann somit auf allen Hierarchieebenen verwendet werden. Oft werden jedoch auch Begriffe wie Vorgang, Prozess, Teilfunktion oder Elementarfunktion zur Verdeutlichung der Hierarchieebene verwendet.
Die Zerlegung der Funktionen kann über mehrere Hierarchieebenen erfolgen. In semantischen Funktionsbäumen stellen hierbei Elementarfunktionen die unterste Stufe dar.
Elementarfunktionen sind Funktionen, die betriebswirtschaftlich nicht mehr sinnvoll zerlegbar sind.
Zur Darstellung dieser Untergliederung werden Funktionsbäume oder Hierarchiemodelle verwendet.
Die Gruppierung der Funktionen in einem Funktionsbaum kann nach verschiedenen Kriterien erfolgen (vgl. Brombacher/Bungert, Praxis der Unternehmensmodellierung 1992). Häufig verwendete Kriterien sind hierbei die Bearbeitung des gleichen Objekts (objektorientiert), die Zerlegung nach der Prozesszugehörigkeit (prozessorientiert) oder die Zusammenfassung von Funktionen nach gleichen Verrichtungen (verrichtungsorientiert).
Die nächste Abbildung zeigt das Beispiel einer objektorientierten Zerlegung. Die übergeordnete Funktion Fertigungsauftrag bearbeiten wird in die Funktionen Fertigungsauftrag erstellen, Fertigungsauftrag rückmelden, Fertigungsauftrag ändern, Fertigungsauftrag stornieren, Fertigungsauftrag freigeben und Fertigungsauftrag überwachen untergliedert. Die Funktionen beschreiben unterschiedliche Verrichtungen (erstellen, ändern, stornieren, ...), jedoch immer am gleichen Objekt Fertigungsauftrag.
Stellen die Funktionsbäume Ergebnisse der Modellierung von Geschäftsprozessen dar, bietet sich die Darstellung prozessorientierter Funktionsbäume an. Die folgende Abbildung zeigt das Beispiel einer prozessorientierten Funktionszerlegung.
Die Funktionen Kundenauftrag annehmen, Kundenauftrag prüfen, Kundendaten anlegen, Kundenbonität prüfen, Produktverfügbarkeit prüfen und Kundenauftrag bestätigen sind Funktionen des Geschäftsprozesses Kundenauftrag bearbeiten. Im Gegensatz zu einer objektorientierten Zerlegung werden hier Verrichtungen an verschiedenen Objekten durchgeführt (Kundenauftrag, Produktverfügbarkeit).
Verrichtungsorientierte Gruppierung bedeutet, dass alle Funktionen, die die gleiche Verrichtung (prüfen, anlegen, löschen) an unterschiedlichen Informationsobjekten durchführen, zusammengefasst werden. Ein Beispiel für die Verrichtung Ändern ist in der nächsten Abbildung dargestellt. Die gezeigten Funktionen können in unterschiedlichen Prozessen auftreten und bearbeiten auch unterschiedliche Objekte. Die Art der Verrichtung an den unterschiedlichen Objekten ist jedoch immer die gleiche.
Die Darstellung von Funktionen in einem Funktionsbaum dient zwar zur Reduzierung der Komplexität, ist jedoch statisch. Neben dieser statischen Darstellung kann aber auch die Ablauffolge im Sinne der zeitlichen Aufeinanderfolge von Funktionen von Interesse sein. Zur Darstellung zeitlich-logischer Ablauffolgen dienen so genannte ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK). Diese beinhalten jedoch neben den Funktionen auch Ereignisse als Bindeglieder zwischen den Funktionen. Ereignisse sind der Datensicht von ARIS zuzuordnen. Der strikten Sichtentrennung von ARIS folgend, werden ereignisgesteuerte Prozessketten in der Steuerungssicht von ARIS beschrieben (vgl. Kapitel Fachkonzept).
Bei der fachkonzeptionellen Beschreibung von Funktionen sind neben der Eigenschaft der Funktionszergliederung in Teilfunktionen auch weitere Eigenschaften einer Funktion von Interesse; insbesondere solche Eigenschaften, die auf die Gestaltung der Geschäftsabläufe Einfluss nehmen.
So sollte für jede Funktion bereits grob definiert werden, ob ein Benutzereingriff notwendig ist oder die Funktion weitgehend automatisiert ablaufen kann. Gleichartige Funktionen, die ohne Benutzereingriff durchführbar sind, können somit gebündelt und geschlossen verarbeitet werden (Batch-Lauf).
Weitere Anhaltspunkte für die Neugestaltung der betrieblichen Abläufe bieten Informationen über das Mengengerüst einer Funktion (Bsp.: Anzahl der Anfragen, die an einem Tag bearbeitet werden) und die Gesamtdauer der Funktionsausführung. Die Gesamtdauer kann nochmals in Teilzeiten (Einarbeitungszeit, Bearbeitungszeit, Liegezeit) untergliedert werden. In ARIS können diese Informationen in den Attributen des Objekttyps Funktion abgelegt werden. Eine Auflistung der zur Verfügung stehenden Attributtypen finden Sie im Handbuch ARIS-Methodenreferenz.