Bevor die einzelnen Betrachtungsfelder innerhalb der ARIS-Architektur (Sichten und Ebenen) modelliert werden, muss der semantische Ausgangstatbestand, d. h. die betriebswirtschaftliche Problemstellung vorliegen. Beschrieben werden hierbei die Schwachstellen der gegenwärtig eingesetzten Informationssysteme in Bezug auf die Unterstützung der betrieblichen Geschäftsabläufe und die wesentlichen Inhalte des Soll-Konzepts des zu entwickelnden Systems, die auch die Ziele, die mit neuen Informationssystemen verfolgt werden, widerspiegeln.
Das zur Beschreibung dieser Problemstellung dienende Modell muss somit möglichst viele Tatbestände aus den Sichten Daten, Funktionen und Organisation einschließlich der zwischen ihnen bestehenden Zusammenhänge erfassen können. Darüber hinaus muss das Modell garantieren, soweit die Spezifizierung des Soll-Konzepts erlaubt, dass es als Ausgangspunkt der weiteren Modellierung dienen kann. Die Zerlegung in Sichten entsprechend des ARIS-Konzepts erfolgt somit erst mit der Entwicklung der Fachkonzepte.
Aufgrund der Forderung, die betriebswirtschaftliche Ausgangssituation zusammenhängend zu beschreiben und die Schwachstellen des gegenwärtigen Informationssystems in komprimierter Form darzustellen, ist der Einsatz von gängigen Modellierungsverfahren begrenzt. Diese sind aufgrund ihrer Darstellungsschwerpunkte vielmehr erst für die Modellierung einzelner Sichten einsetzbar.
Eine komprimierte Darstellung zur Erfassung dieser Zusammenhänge, die auch einen Überblick über das zu behandelnde Informationssystem gibt, ist das Vorgangskettendiagramm (VKD) (vgl. Scheer, EDV-orientierte Betriebswirtschaftslehre 1990, S. 39 f.).