Vorgangskettendiagramm (VKD)

In einem Vorgangskettendiagramm wird eine Vorgangskette geschlossen dargestellt. Dabei kommen alle herausgearbeiteten Sichten eines Geschäftsprozesses (Organisations-, Daten-, Funktions- und Ressourcensicht) mit ihren Beziehungen noch in zusammenhängender Form zum Ausdruck.

In folgender Abbildung wird ein Beispiel für die Vorgangskette der Auftragsbearbeitung gezeigt.

Beispiel für ein Vorgangskettendiagramm

Die beiden linken Spalten dienen zur Darstellung des zeitlich-logischen Ablaufs des betrachteten Geschäftsprozesses. Hierzu werden in der zweiten Spalte die einzelnen Funktionen des Vorgangs aufgeführt und mit den Ereignissen verknüpft, die sie aktivieren und erzeugen. Die Kanten zwischen Funktionen und Ereignissen definieren hierbei genau, durch welche Ereignisse Funktionen aktiviert und welche Ereignisse von Funktionen erzeugt werden; sie definieren somit den Kontrollfluss zwischen Funktionen. In dem gegebenen Beispiel wird die Funktion Auftrag erfassen durch das Ereignis Auftrag ist eingetroffen gestartet. Das Ergebnis dieser Funktion wird durch das Endereignis Auftrag ist erfasst definiert. Dieses Ereignis stößt die nächste Funktion Auftrag bearbeiten an. Durch diese Verknüpfung von Ereignissen und Funktionen entsteht eine zeitlich-logische Ablauffolge von Funktionen, eine Prozesskette. Die logischen Abhängigkeiten möglicher Verzweigungen und Schleifen des Kontrollflusses können durch die Verwendung von Regeln berücksichtigt werden.

Die von den Funktionen benötigten Input- und Output-Daten werden in Form von Clustern/Datenmodellen in der nächsten Spalte dargestellt. Die Funktion Auftrag bearbeiten benötigt als Input-Daten die Auftragsdaten und Kundenstammdaten, sie erzeugt als Output-Datum den Kundenauftrag. Neben der reinen Darstellung der Informationsobjekte können auch die Informationsträger (Medien), auf denen sich die Informationen befinden, dargestellt werden. Es kann sich hierbei z. B. um ein Dokument, eine Liste, einen manuellen Beleg oder ein Speichermedium wie eine Platte handeln.

Die rechte Spalte dient der Festlegung der Organisationseinheiten (Abteilungen), die für die Ausführung der jeweiligen Funktion zuständig sind.

Die Spalten Art der Bearbeitung (dialog, batch, manuell) und Anwendungssystem geben zusätzliche Informationen über den Grad der DV-Unterstützung einer Funktion. In der Spalte Anwendungssystem können das eingesetzte Anwendungssystem oder Anwendungssystem-Komponenten eingetragen werden. Die Spalte Art der Bearbeitung dient zur näheren Spezifizierung der Funktionsausführung, wobei Dialog-, Batch- und manuelle Bearbeitung unterschieden werden.

In einem Vorgangskettendiagramm können bei der Analyse von Geschäftsprozessen, die eine vorliegende Ist-Situation beschreiben, Schwachstellen der gegenwärtigen Problemlösung aufgezeigt werden. Dies können sowohl Medienbrüche zwischen DV-bezogener und manueller Bearbeitung als auch organisatorische Brüche (häufiger Wechsel der verantwortlichen Abteilung/Organisationseinheit) sein. Insbesondere werden Datenredundanzen, Mehrfacherfassungen und Zeitverschleppungen innerhalb eines Ablaufs sichtbar, sodass eine Vielzahl von Anregungen für Verbesserungsmöglichkeiten des zu definierenden Soll-Ablaufs ableitbar ist.

Zur Beschreibung der Ausgangssituation werden Vorgangskettendiagramme auf einer relativ hohen Verdichtungsebene erstellt. Da sie vor allen Dingen zur Darstellung des Zusammenwirkens aller ARIS-Komponenten eingesetzt werden, dienen sie auch als Darstellungsmittel im Rahmen der Steuerungssicht von ARIS (vgl. hierzu Kapitel Prozesssicht/Steuerungssicht). Neben den Vorgangskettendiagrammen werden in der Steuerungssicht auch ereignisgesteuerte Prozessketten (EPK) angeboten (vgl. Kapitel Ereignissteuerung - ereignisgesteuerte Prozesskette (EPK)). Ereignisgesteuerte Prozessketten bieten die gleichen Modellierungsmöglichkeiten wie VKDs, sehen jedoch als Freiformdarstellung von einer Positionierung der Objekte in vordefinierten Spalten ab. Soll das Vorgehensmodell durchgehend nur durch einen Modelltyp (VKD oder EPK) unterstützt werden, kann der Soll-Ablauf auch in Form einer EPK dargestellt werden.

Die Beschreibung der weiteren Modellierungsmethoden folgt dem ARIS-Konzept. Dabei werden zunächst die Sichten (Funktionssicht, Datensicht, Organisationssicht, Steuerungssicht) und innerhalb dieser Sichten die Beschreibungsebenen (Fachkonzept, DV-Konzept und Implementierung) behandelt.