Aufgrund der steigenden Standardisierung der Hardware und einem drastischen Einbruch der Hardware-Kosten hat sich der Fokus der Entwicklungsaufgaben von Informationssystemen deutlich verschoben.
Früher lag das größte Optimierungspotenzial im Systemaufbau und in der Systemintegration. Der Fokus hat sich in den letzten Jahren allerdings mehr und mehr zur Lösungsentwicklung für besondere Anforderungen der einzelnen Branchen verschoben. Dadurch, dass dezentralisierte Informationssysteme verfügbar wurden und dass diese in integrierte Informationssysteminfrastrukturen eingegliedert werden konnten, eröffnete sich neues Einsparpotential hinsichtlich der Organisationsgestaltung von Unternehmen.
Organisationsstrukturen wurden früher funktionell heruntergebrochen und zentral aufgebaut, da diese meistens auf zentralisierten Host-Umgebungen mit wenig Kapazitäten gründeten. Dadurch fehlte es den Unternehmen an Flexibilität. Zu Beginn erkannten oder beachteten nur wenige die neuen Chancen, die sich durch die steigende Dezentralisierung von Rechnerdienstleistungen und der parallelen Entwicklung neuer Konzepte für Informationssystemarchitekturen boten (z. B. Client/Server, Workflow-Management).
Heutzutage ist dieses Potential durch den ständig zunehmenden Wettbewerb zum wichtigsten Thema für jedes einzelne Unternehmen geworden. Flexible Strukturen, die sich anhaltend auf interne Geschäftsprozesse konzentrieren stellen mittlerweile den entscheidenden Wettbewerbsfaktor für die Unternehmen dar. Dennoch kann nur eine ganzheitliche Betrachtung aller Geschäftsprozesse ein Unternehmen in die Lage versetzen, durch eine optimierte Infrastruktur der Informationssysteme zusammenhängende Prozesse zu erkennen, zu bündeln und zu unterstützen. Im Vergleich zur Verwaltung von zentralisierten Unternehmensumgebungen ist die Verwaltung dieser neuen Strukturen deutlich komplexer. Das Angehen dieser Herausforderung erfordert eine eindeutige Zuordnung der Verantwortlichkeiten, ein Maximum an Transparenz der Strukturen, homogene Kommunikation auf allen Unternehmensebenen und ein optimiertes Projektmanagement auf der Grundlage von definierten Geschäftszielen.
Zur Erfüllung dieser komplexen Aufgaben erhalten Führungskräfte Unterstützung durch Methoden zur Unternehmensmodellierung. Eine entscheidende Voraussetzung für die Analyse von Geschäftsprozessen sind Unternehmensmodelle, da durch diese eine Ausrichtung der Projekte auf die allgemeinen Geschäftsziele erreicht werden kann sowie Infrastrukturen von Informationssystemen verwendet werden, die mit zusammengesetzten, verteilten und integrierten Systemen für die optimale Unterstützung dieser schlanken Organisationsstrukturen sorgen.
Daher rückt eine Modellierung der tatsächlichen Unternehmenssituation - und damit auch eine Untersuchung der ganzheitlichen Geschäftsprozesse - immer mehr in den Mittelpunkt der Diskussion. Die Vielfältigkeit und die steigende Anzahl an Modellierungsmethoden führte bisher eher zu Komplexität und Verwirrung. Folglich hat man sich bemüht, standardisierte Rahmenkonzepte (Architekturen) für die Entwicklung und für die Modellierungsmethoden zu definieren.
Eine dieser Architekturen stellt die Architektur integrierter Informationssysteme (ARIS©) dar, die von Scheer entwickelt wurde (siehe Scheer, Architektur integrierter Informationssysteme, 1992). Durch diese Architekturkonzepte wird eine Bewertung und Organisation der Methoden mit dem Hauptaugenmerk auf den zentralen Punkten möglich. Außerdem dient sie als Orientierungshilfe für komplexe Entwicklungsprojekte, da ihre Strukturelemente gleichzeitig ein Vorgehensmodell für die Entwicklung integrierter Informationssysteme darstellen.
Eine derartige Struktur führt unwillkürlich zu einer Vereinheitlichung bei der Verwendung der Methoden. Auf der Grundlage dieser Architektur werden bestehende und neue Modellierungsmethoden zusammengefasst, um eine ganzheitliche Methode für die Modellierung von Geschäftsprozessen zu bilden.
Die ARIS-Architektur integriert außerdem Produkte wie ARIS Architect in der Produktpalette von Software AG. Diese Produkte unterstützen Berater und Unternehmen bei der Erstellung, Analyse und Bewertung ihrer Geschäftsprozesse im Sinne einer Geschäftsprozess-Restrukturierung. Mit ARIS Designer haben Sie eine bequeme Möglichkeit, die relevanten Geschäftsprozesse in den operativen Fachabteilungen zu erfassen und zu modellieren.
In diesem Handbuch erhalten Sie eine erste Einführung in die entsprechenden Modellierungsmethoden. Außerdem werden Ihnen Ansätze und Methoden vorgestellt, die die volle Bandbreite der ARIS-Produkte inklusive ihrer Systemerweiterungen nutzen. In diesem Handbuch erhalten Benutzer außerdem eine optimale Unterstützung bei der Verwendung von Modellierungsmethoden, ohne dass Fragen oder Probleme im Hinblick auf die Verwendung der Werkzeuge offen bleiben.
Weitere Informationen erhalten Sie in der ARIS-Methodenhilfe oder im ARIS-Methodenhandbuch.