Die Hauptaufgabe der IT ist die Unterstützung und Optimierung von Unternehmensprozessen. Die IT-Strategie sollte daher auch von der Unternehmensstrategie abgeleitet werden, denn die Gründe für heterogene IT-Landschaften in verschiedenen Unternehmensbereichen liegen häufig in gewachsenen Strukturen und Abläufen, die sich durch Zusammenschlüsse und Zukäufe von Unternehmen ergeben. Bleibt die Harmonisierung der Prozesse und Systeme dabei aus, gehen nicht nur erwartete Synergie-effekte verloren, sondern es entstehen langfristig sogar Mehrkosten durch redundante Weiterentwicklungen, fehlende Standardisierung und mangelnde Interoperabilität.
Für eine detaillierte Analyse ist es entscheidend zu wissen, wie die Prozesse in den Unternehmensteilen ablaufen und warum diese sich unterscheiden. Der Schlüssel für die Harmonisierung der IT-Systeme liegt letztlich in der Harmonisierung der Prozesslandschaft.
Informationen über IT-Systeme und IT-Technologien müssen daher mit Informationen über die unterstützten Geschäftsprozesse integriert erfasst, analysiert und optimiert werden. Die Aufnahme der entsprechenden Unternehmensprozesse erfolgt dabei z. B. durch Mitarbeiter aus dem Geschäftsprozessmanagement mit Hilfe von ARIS Architect.
Die Kerngeschäftsprozesse eines Unternehmens (Ebene 0) werden in Form von Wertschöpfungsketten in einem Wertschöpfungskettendiagramm dargestellt. Die einzelnen Kerngeschäftsprozesse können wiederum mit Wertschöpfungskettendiagrammen hinterlegt und weiter detailliert werden (Ebene 0-3). Um eine spätere Harmonisierung der unterstützenden IT-Systeme über die verschiedenen Bereiche eines Unternehmens planen und umsetzen zu können muss auf dieser Ebene bereits eine unternehmensweite Harmonisierung der Prozesse stattfinden.
In der Regel werden für eine detailliertere und bereichsspezifische Betrachtung der Abläufe ab Ebene 4 und tiefer Prozessketten verwendet, z. B. EPK, EPK in Zeilendarstellung, Office Process u. a. Informationen hierüber finden Sie im Handbuch ARIS Methode.
Die Prozesse (Wertschöpfungsketten) auf Ebene 3 werden im Rahmen der Harmonisierung zusätzlich durch Funktionszuordnungsdiagramme beschrieben, die den Objekten hinterlegt sind. Diese beinhalten weitere für das IT Architektur Management wichtige Informationen:
Objekte des Typs Cluster/Datenmodell werden verwendet, um die Geschäftsobjekte zu beschreiben, die in den Prozessen verarbeitet und zwischen Systemen ausgetauscht werden. Diese werden als Stammdaten-Hierarchie dem Prozess- und IT Architektur Management zur Verfügung gestellt.
Systemfunktionalitäten (Fähigkeiten) sind das Bindeglied zwischen Geschäftsprozessen und IT-Systemen. Mit Hilfe dieser Objekte wird ein System hinsichtlich seiner unterstützten Funktionalitäten beschrieben. Systemfunktionalitäten sind das Resultat von fachlichen Anforderungen, die aus den Geschäftsprozessen entstehen. Somit wird dokumentiert, welche Funktionalitäten eines IT-Systems eine Geschäftsfunktion benötigt. Die Systemfunktionalitäten lassen sich hierarchisieren und Abhängigkeiten dokumentieren – ihre Struktur ist an die der Geschäftsobjekte ausgerichtet (vgl. Kapitel Informationsarchitektur). Sie können in Bibliotheken (Modelltyp Service-Architekturdiagramm) gesammelt, verwaltet und entsprechend ihrer Verwendung strukturiert werden. Nähere Details hierzu können dem Handbuch ARIS-Methode (Kapitel IT City Planning) entnommen werden. Auch diese Stammdaten werden sowohl vom Prozess- als auch vom IT Architektur Management gleichermaßen verwendet, um so als Analyseinstrument für spätere Systemkonsolidierungen- und Ablösungen dienen zu können (vgl. Kapitel Systemfunktionalitäten, Anforderungen, Projekt und Portfoliomanagement).